Juni, 2021
Zum Schutz und Transport von Milchprodukten kommen in Deutschland derzeit sowohl Verbundkartons, Kunststoffverpackungen als auch Mehrweg-Glasflaschen zum Einsatz. Das Fraunhofer UMSICHT untersuchte in einer von der Upländer Bauernmolkerei beauftragten Studie deren Ökobilanz. Dabei berücksichtigten die Forscher*innen die Produktion, den Transport und die Entsorgung der unterschiedlichen Verpackungsmöglichkeiten. Zur Produktion gehört beispielsweise der Einsatz der Rohmaterialien für Verpackung, Verschluss und Etikett. Beim Transport der Milchverpackung wird der Weg vom Hersteller bis zum Abfüller sowie der Transport bis zum Point of Sale inklusive Leerfahrten bis zur nächsten Warenaufnahme und Retourfahrten berücksichtigt. Bei der Abfüllung fließen auch die Prozesse für die Reinigung der Glasflaschen mit ein. Beim Thema Entsorgung zählen das Recycling von Papier und Kunststoffen oder die thermische Verwertung und Gutschriften für Energie und Material für die Rezyklate.
Studie trägt zu nachhaltiger Investition bei
Das Ergebnis: Mehrweg-Glasflaschen sind die nachhaltigste Verpackung für die Upländer Molkerei. Allerdings ist hieran eine der zwei folgenden Bedingungen geknüpft: Die Transportwege müssen kurz sein, oder der Umlauf muss größer als 20 sein. Denn die Mehrweg-Glasflasche beeinflusst pro Umlauf im Vergleich zum Getränkeverbundkarton das Klima zunächst stärker – bedingt durch ein höheres Gewicht beim Transport und die Retouren sowie eine zusätzliche Reinigung zur Wiederbefüllung. Die Nachteile der Glasflasche kehren sich jedoch um, wenn sie häufig verwendet wird oder innerhalb des identifizierten ökologischen Radius‘ transportiert wird. »Je höher die Rückläufe und je kürzer die Distanzen sind, desto nachhaltiger ist Glas«, erklärt Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Molkerei. Die Molkerei hat daher bei ihrem Neubau die Ergebnisse der Fraunhofer UMSICHT- Studie direkt umgesetzt und eine neue Abfüllanlage für Mehrweg-Glasflaschen gebaut. Diese kommen nun regional zum Einsatz, für längere Transportwege weiterhin die Verbundkartons.
Verpackungsvarianten für unterschiedliche Einsätze
»Wir freuen uns sehr, dass unsere Studie bei der Entscheidung zu einer nachhaltigen Investition geholfen hat. So ein Ergebnis können wir uns nur wünschen, denn wir wollen mit unserer Arbeit Unternehmen dabei unterstützen, ihre Ökobilanz zu verbessern und nachhaltiger zu werden«, erklärt Mitautorin Anna Schulte, Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation des Fraunhofer UMSICHT. Das Ergebnis der Studie zeigte im Vergleich der drei Verpackungen insgesamt, dass Kunststoffverpackungen zwar den geringsten CO2-Fußabdruck haben, da dieser vor allem durch die hohen Gutschriften für die energetische Verwertung entstehen, sprich durch die Vermeidung von Brennstoffen als Energieträger. Langfristig gesehen ist zu erwarten, dass diese Gutschriften allerdings kleiner werden, da auch der Energiesektor nachhaltiger wird. Die untersuchten Kunststoff-Standbeutel haben einen geringen Kreideanteil, wodurch diese in einer Sortieranlage vor dem Recycling aussortiert und energetisch verwertet werden. Die Mehrweg-Glas Variante ist recyclingfähig und hat den Vorteil, dass weniger Abfälle produziert werden, und durch das Wiederverwenden regionale Wirtschaftskreisläufe im Sinne der Circular Economy gefördert werden. Durch das Recycling werden Materialkreisläufe geschlossen. Eine weitere Alternative, um den CO2-Fußabdruck von Milchverpackungen zu verringern: Der Kunststoffverschluss von Verbundkartons könnte durch einen Knick-Verschluss ersetzt werden, so dass auch das Recycling vereinfacht würde.
Somit kann sowohl der Einsatz von Glasflaschen als auch von Getränkeverbundkartons sinnvoll sein. »Wichtig ist, dass die Verpackungsvarianten ökologisch sinnvoll eingesetzt und die Vorteile an die Konsument*innen kommuniziert werden«, erläutert Anna Schulte. Durch die richtige Entsorgung der Verbundkartons im gelben Sack bzw. durch die Rückgabe der Mehrwegvariante tragen Konsumenten aktiv zur Nachhaltigkeit der Verpackungen bei.