Februar, 2021
„Der Energieeffizienz-Index konnte sich nach einem kurzfristigen Einbruch im Zuge der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wieder auf das Vorjahresniveau stabilisieren. Bei den Energieeffizienz-Investitionen wurde sogar nur knapp ein neuer absoluter Höchstwert verfehlt. Trotz oder gerade wegen Corona räumen die befragten Unternehmen der Energieeffizienz einen noch größeren Stellenwert als vor einem halben Jahr“, so Professor Alexander Sauer, Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart. Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Maßnahmen und Ziele der deutschen Industrie in Sachen Energieeffizienz. Der EEI wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA, dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt.
Mehr als 880 Unternehmen aus über 20 Branchen nahmen dieses Mal an der halbjährlichen Erhebung des EEI mit immer wechselnden Sonderfragen teil. Unter anderem beschäftigten sich die Sonderfragen der aktuellen Erhebung damit, ob und wie die Corona-Pandemie die Energieeffizienz-Strategie der Unternehmen beeinflusst. Während 40 Prozent der befragten Unternehmen angaben, dass das Coronavirus keinerlei Einfluss auf ihre Energieeffizienzstrategie hat und sie weiter an der bestehenden Strategie festhalten, gaben weitere 40 Prozent an, dass sie ihre Maßnahmen vorgezogen oder sogar ausgeweitet haben. Im Sommer 2020 hatten noch knapp 40 Prozent der Unternehmen angegeben, ihre Energieeffizienz-Maßnahmen verzögern oder reduzieren zu müssen. In der aktuellen Erhebung traf dies nur noch auf 20 Prozent der Unternehmen zu.
Im vergangenen Herbst hat die Europäische Kommission die Klimaneutralitätsziele für 2050 um noch ambitioniertere Zwischenziele bis 2030 ergänzt. Im Rahmen der EEP-Erhebung sollte die Frage geklärt werden, auf welchen oder welche Aspekt(e) Unternehmen ihre Optimierungsstrategie hin ausrichten. Am häufigsten wurde in der Erhebung die Optimierung des Energiebedarfs genannt (30 Prozent). Ein weiteres Viertel der Antworten entfielen auf CO2- Reduktion, jeweils 18 Prozent gaben an, sich an der Reduzierung aller Treibhausgas-Emissionen sowie aller Umweltauswirkungen zu orientieren. Nur 5 Prozent gaben an, keine Optimierungsgröße zu haben. Die teilnehmenden Unternehmen nannten am häufigsten die Kombination aus Optimierung von Energiebedarf und Treibhausgasemissionen als Strategie.
Die teilnehmenden deutschen produzierenden Unternehmen haben sich für das Jahr 2030 substantielle Ziele für die zuvor genannten Optimierungsgrößen gesetzt: im Schnitt wird angestrebt, bis 2030 circa 26 Prozent der Emissionen gegenüber 2019 einzusparen. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung für 2025 angestrebt.
Anlässlich der Einführung des nationalen CO2-Preises im Januar 2021 und des Anstiegs des europäischen ETS-Preises wurde auch die Frage beleuchtet, ob den Unternehmen die eigenen energiebedingten Emissionen bekannt sind. Das war lediglich bei der Hälfte der Unternehmen der Fall. Bei der Befähigung der Unternehmen, diese Emissionen zu bestimmen, besteht akuter Nachholbedarf. Der jüngst veröffentlichte CO2-Preisrechner für Unternehmen der IHK könnte hier Abhilfe schaffen.
„Trotz der sehr angespannten Stimmung in der deutschen Industrie aufgrund der Corona-Pandemie gewinnen Energieeffizienz und Dekarbonisierungspläne in den Unternehmen weiter an Bedeutung. Gerade in diesen turbulenten und unsicheren Zeiten kann die Energieeffizienz dazu beitragen, nicht nur die Klimaziele der Europäischen Kommission zu erreichen, sondern auch die Energiekosten der Unternehmen zu senken, flexibel auf Nachfrageschwankungen zu reagieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“, so Prof. Sauer.