Februar 2024

Förderprogramm Industrielle Bioökonomie

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche bioökonomische Produkte und Verfahren im Labormaßstab entwickelt, mit denen fossile Rohstoffe, in vielen Fällen unter Nutzung biobasierter Rest- und Abfallstoffe, ersetzt, Treibhausgasemissionen minimiert und Beiträge zur Erschließung neuer Wertschöpfungsketten geleistet werden konnten. Ziel ist es nun, die zugrundeliegenden innovativen Prozesse im industriellen Maßstab breit umzusetzen und weitere Beispielregionen für die industrielle Bioökonomie zu etablieren. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt daher mit seinem Förderprogramm Industrielle Bioökonomie den Transfer bioökonomischer Produkte und Verfahren in die industrielle Praxis.

Was wird gefördert?

Förderbausteine für die Nutzung und den Bau von Demonstrationsanlagen und die Etablierung weiterer Beispielregionen

Gefördert werden insgesamt drei Förderbausteine. Sie zielen auf die Nutzung und den Bau von Demonstrationsanlagen für die industrielle Bioökonomie und damit auf die Skalierung innovativer bioökonomischer Prozesse und Verfahren ab (Bausteine A und B). Zudem soll die Integration von neuen skalierten biobasierten Produkten und Verfahren in regionale industrielle Wertschöpfungsnetze anhand von Beispielregionen der industriellen Bioökonomie vorangetrieben werden (Baustein C).

Dabei gilt für alle Bausteine der Fördermaßnahme, dass Skizzen und Vollanträge mindestens drei der vier folgenden Kriterien zur Nachhaltigkeit erfüllen sollen: 

  • Substitution fossiler durch biobasierte Ressourcen, 
  • Steigerung der Ressourceneffizienz durch Abfallvermeidung oder -verwertung und Beitrag zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, 
  • eine prognostizierte quantitative Reduktion der Emission von Treibhausgasen im Vergleich zum Stand der Technik, 
  • Darstellung der Generierung neuer Wertschöpfungsketten auf Basis biobasierter Produkte oder Verfahren.

Zuwendungsfähige Projekte müssen sich zudem auf industrielle Produktionsverfahren beziehen und biobasierte Verfahren bzw. Produkte fokussieren, die 

  • unter ganzheitlicher Betrachtung ökologisch (z.B. gem. ISO 14040 / 14044) und sozial (Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze) nachhaltig sowie ökonomisch sinnvoll sind, 
  • eine Neuartigkeit aufweisen, die bspw. zu einer Kostenreduktion oder Verbesserung von Produkteigenschaften im Vergleich zu konventionellen Verfahren führt,
  • marktfähig sind (Marktzugang und Verwertungsrechte müssen vorhanden sein).

Im Baustein A wird die Nutzung existierender öffentlicher oder privater Multi-Purpose-Anlagen in Deutschland sowie in Europa zur Erprobung und Weiterentwicklung eigener Verfahren der industriellen Bioökonomie gefördert. Die Förderung umfasst beispielsweise Nutzungsentgelte für Anlagen, Vertragsverhandlungen für die Nutzung dieser Anlagen, Abstimmungsprozesse, Schutzrechtsvereinbarungen mit Anlagenbetreibern, die Betreuung der Abläufe durch eigenes Personal vor Ort, die Erlangung, Validierung und Verteidigung von Patenten und anderen immateriellen Vermögenswerten sowie Innovationsberatungsdienste.

Für die Vorhaben muss dargestellt werden, dass 

  • zugrundeliegende Verfahren bereits das Technology Readiness Level (TRL) 4 (Nachweis der technischen Machbarkeit im Labormaßstab) erreicht haben,
  • eine Mehrzweckdemonstrationsanlage zur Skalierung und Erprobung des betrachteten Prozesses im geplanten Projektzeitraum zur Verfügung steht und
  • sie in der Regel nicht ausschließlich eine spezifische Zielbranche adressieren.

Hinweis: Im Rahmen der europäischen Initiative „Pilots4U“ stellen die Betreiber einiger Mehrzweckdemonstrationsanlagen ihr Leistungsangebot auf der Website www.biopilots4u.eu dar. Sofern Sie noch keinen Betreiber einer Mehrzweckdemonstrationsanlage identifizieren konnten, dessen Anlage zur Skalierung und Erprobung Ihres Prozesses innerhalb des Förderbausteins A geeignet ist, könnten Sie hier fündig werden. Wir weisen Sie darauf hin, dass es sich bei den auf der verlinkten Seite vorgenommenen Eintragungen weder um eine abschließende Aufzählung noch um eine Empfehlungsliste handelt. Gerne können Sie also auch andere geeignete Anlagen nutzen, die hier nicht registriert sind.

Sie sind selbst Betreiber einer Mehrzweckdemonstrationsanlage für Prozesse der industriellen Bioökonomie und möchten Ihre Anlage gern Förderinteressierten zur Skalierung ihrer Prozesse zur Verfügung stellen? Kontaktieren Sie uns gern per E-Mail (Industrielle-Biooekonomie@vdi.de) und schildern Sie uns, welches Anlagenequipment Sie zur Verfügung stellen können und wer die zuständige Ansprechperson (E-Mail-Adresse und Telefonnummer) in Ihrem Hause ist.

Im Baustein B werden vorbereitende Tätigkeiten für die Errichtung unternehmenseigener Single-Purpose-Demonstrationsanlagen der industriellen Bioökonomie gefördert. Hierzu zählen Durchführbarkeitsstudien zur Errichtung der Demonstrationsanlagen (Basic-Engineering mit Planungsunterlagen und Konzepten, SWOT-Analysen, Ressourcenplanung und Bewertung der Erfolgsaussichten als Entscheidungsgrundlage für die Investition) und die Vorbereitung der Markteinführung (Genehmigungsverfahren, Konkretisierung des Geschäftsmodells, Marktanalyse, Cash-Flow-Planung für die geplante Single-Purpose-Anlage) . Ein strategisches Ziel ist es dabei, den Aufbau von Leuchtturmprojekten im Bereich der industriellen Bioökonomie zu unterstützen und insbesondere mit konkreten Planungsunterlagen und Konzepten die Entscheidungsgrundlage für die Investition in eine bioökonomische Demonstrationsanlage zu schaffen. 

Für die Vorhaben dieses Bausteins muss zusätzlich dargestellt werden, dass 

  • zugrundeliegende Verfahren bereits das Technology Readiness Level (TRL) 6 (Nachweis des erfolgreichen Einsatzes in Einsatzumgebung im Pilotmaßstab) erreicht haben und 
  • sie in der Regel nicht ausschließlich eine spezifische Zielbranche adressieren. 

Im Baustein C wird die Integration von neuen skalierten biobasierten Produkten und Verfahren in regionale industrielle Wertschöpfungsnetze bis zum TRL 8 gefördert. Die Förderung umfasst Durchführbarkeitsstudien zur Bewertung und Analyse des Potenzials für den Aufbau neuer bioökonomischer Wertschöpfungsnetze, Beratungsdienste (als Modellvorhaben) für die Bewertung von Prozessen, den Aufbau eines wertschöpfungsnetzübergreifenden Innovationsmanagements und die Ausarbeitung von Konzepten für die Integration von biobasierten Produkten und Verfahren in industrielle Wertschöpfungsnetze, Transfermaßnahmen und experimentelle Entwicklung zur weiteren Skalierung von neuen Verfahren in und für den industriellen Alltag (z. B. Pilotproduktionen) sowie die Teilnahme an Ausbildungsmaßnahmen. Darüber hinaus ist eine Förderung von neuen Innovationsclustern (anwendungsnahe Innovationszentren) vorgesehen, die dabei unterstützen, neue skalierte biobasierte Produkte und Verfahren in industrielle Wertschöpfungsnetze zu integrieren. Im Rahmen der Betreuung der Innovationscluster wird neben der Verwaltung auch die Organisation von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Workshops und Konferenzen des Wissensaustauschs, der Aufbau von Registern oder Datenbanken sowie Vernetzungsaktivitäten und die Unterstützung der regionalen Zusammenarbeit gefördert. 

Für die Vorhaben dieses Bausteins ist zudem darzustellen, dass 

  • die Skalierbarkeit zugrundeliegender Produkte und Verfahren mindestens das Technology Readiness Level (TRL) 6 (Nachweis des erfolgreichen Einsatzes in Einsatzumgebung im Pilotmaßstab) erreicht hat und 
  • sie in der Regel nicht ausschließlich eine spezifische Zielbranche adressieren.

Hinweis: Das BMWK hat aufbauend auf der Ex-ante Evaluation in einem mehrstufigen Verfahren bislang 28 solcher Beispielregionen in Deutschland identifiziert. Eine Beispielregion der industriellen Bioökonomie ist dadurch charakterisiert, dass sie über Industrieunternehmen, biobasierte Rohstoffe, Forschungseinrichtungen, sonstige Infrastruktur sowie Cluster und eine Strategie (z.B. eine regionale oder landesweite Bioökonomie- oder Innovationsstrategie) verfügt, um die industrielle Bioökonomie in der Region und darüber hinaus auch innerhalb der Europäischen Union voranzutreiben. 

Weitere Informationen finden Sie unter: bmwk.de